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Die Expertitis-Pandemie

Warum Yogalehrende unter „Expertitis“ leiden und deshalb ihren Wert nicht verdienen. Artikelserie: Yoga-Business. Herzensweg mit Köpfchen. YogalehrerIn, verdiene Deinen Wert! 2/ 5)
YogalehrerIn

„Ich bin nicht gut genug!“ oder „Ich weiß nicht, wo ich mit meinem Yoga-Geschäft anfangen soll“, sagte mehr als nur eine Yogalehrerin im Bewerbungsgespräch für einen Platz an der Dr. Zrinka Academy für Business Coaching Programm für YogalehrerInnen ohne Studio. 

 

„Glücklicherweise weiß ich, was Sie machen müssen“, erwiderte ich, „damit Sie systematisch, mit klarem Kopf und geschäftlichem Know-how nach vorne kommen“. Eins ist sicher: Frauen gründen anders, intuitiver und mit Begeisterung, müssen aber noch mehr ihre konkreten Ziele vor Augen halten.

Die „Next-Shiny-Object-Falle“

Unsere Gesellschaft legt hohen Wert auf Diplome, Zertifikate und Urkunden. Das ist per se nicht schlecht. Es ist bewiesenermaßen kein Garant für den Erfolg. Zu häufig wird viel mehr auf das „Papier“ geschaut, als auf das, was die Person im Stande ist, zu machen, wie viel Engagement sie bringt und bereit ist, Neues zu lernen. 

 

Selbstständige (Solo-)Entrepreneure müssen viel und schnell Neues lernen. Das geht heute im atemberaubenden Tempo und erstaunlich leicht über den informellen Weg, d. h. außerhalb einer staatlich anerkannten Institution und meistens in einem digitalen Format als E-Learning-Prozess.

 

Beim Verfassen des Buchs „Verdiene, was Du wert bist“ führte ich zwischen 2020 und 2021 über 200 Interviews mit YogalehrerInnen durch. Dabei zeigten sich viele Gemeinsamkeiten in den Problemen der YogalehrerInnen. Davon war eine Sache besonders auffällig: Wie kaum eine Berufsgruppe bilden sich YogalehrerInnen überdurchschnittlich häufig weiter. Die Überzeugung der YogalehrerInnen ist, dass sie noch mehr Expertise über Anatomie, Physiologie, Ayurveda, Psychologie, Therapie und so weiter bekommen müssen, um mehr Kunden zu gewinnen. Dieses Phänomen heißt „Expertitis“.

 

„Es reicht nicht aus, was vorhanden ist“, flüstert andauernd die Stimme im Kopf. Die Jagd auf Zertifikate und Qualifizierungen neben den schon bestehenden ähnelt der sog. „Next-Shiny-Object-Falle“. Im Business spricht man vom horizontalen Denken und Handeln. Die Betroffenen bewegen sich von einem Fachfeld zum anderen, von einem funkelnd-glitzernden Objekt zum anderen in der Hoffnung, Kundschaft zu generieren und sich als Expertin zu positionieren. 

 

Dadurch entwickeln Sie ihre mentale, emotionale und geschäftliche Stärke und Expertise nicht vertikal, spitz und in einer Nische, sondern horizontal als Bauchladen. Von allem etwas, Hauptsache erschwinglich und möglichst für alle. Fehler! Genau die F-E-H-L-E-R sind unsere besten Freunde: Es sind unsere H-E-L-F-E-R.

 

Um Missverständnisse vorzubeugen: Es steht außer Frage, dass das Fachwissen immer gut ist. Dem Kunden ist es aber „piepegal“, wie viele Zertifikate man besitzt. Er ist nur daran interessiert, sein Problem zu lösen. Die Kunden kaufen die Lösung für ihr eigenes Problem, nicht die Methoden, mit denen wir diese Probleme lösen!

 

Trotz vielen Zertifikaten und Diplomen zeigte sich in der Praxis, dass herausragendes Expertentum nicht unbedingt zu mehr Kunden und mehr Umsatz führt. Warum? Weil neben der Fachexpertise noch sehr viele andere Faktoren für einen steigenden Umsatz verantwortlich sind. Zum Beispiel spielt das Phänomen UX (User Experience) heute eine riesige Rolle und Kundinnen werden auch einen Kleinunternehmer Yogalehrer daran messen. Unabhängig davon, was sie einem ins Gesicht sagen.

 

Deshalb ist der beste Ratschlag an dieser Stelle: Eine einzige Dienstleistung anbieten und bis in jedes Detail perfektionieren. Vom ersten Kontakt, über den Akquiseprozess, die Betreuung und Nachfolgegeschäft. Die Details sind wichtig, da sie beim Kunden positives UX und positive Gefühle erzeugen werden. Stimmt alles und das Geschäft wächst, sprechen wir von einer erfolgreichen Kundenreise bzw. der Customer Journey.

Aufsteigende (vergangene) und bändigende (neue) Samskaras

Proaktives Handeln und Entscheidungsstärke sind zwei wunderschöne Muskel, die trainiert werden müssen. Genauso viel und häufig wie die Surya Namaskara, Chatturanga oder Shirsasana. 

 

Immer wieder ist es erstaunlich zu erleben, wie man das yogische Wissen im Geschäft anwenden kann. Wenn man seine eigene Firma hat oder als Solopreneur agiert, ist man sehr intensiv mit den eigenen Unzulänglichkeiten konfrontiert. Häufig erscheint es uns schwer, aus der Spirale „Ich vertraue mir nicht“, „Ich bin keine Geschäftsperson“, „Ich habe Angst“, „Ich kann nicht entscheiden“ und ähnliche herauszukommen.

 

Das sind allgemein genannt – Glaubenssätze. Die Yogawissenschaft spricht hier von Samskaras. Vereinfacht gesagt gibt es zwei Haupt-Samskaras. Jene, die immer wieder hoch kommen, sind die alten aufsteigenden Samskaras. Wenn die alten durch die neuen Samskaras ersetzt bzw. gebändigt werden, kommt es zur Veränderung. Sich immer wieder zurück in den gegenwärtigen Moment zu bringen und das alte Glaubensmuster bzw. das Narrativ in unserem Kopf zu verändern, heißt in der modernen Auffassung die Glaubenssätze bzw. das Mindset zu verändern. 

 

Aus „Ich vertraue mir nicht“ wird —> „jeden Tag mache ich einen kleinen Schritt und baue mehr Vertrauen auf“

Aus „Ich bin keine Geschäftsperson“ wird —> „Ich bin bereit, geschäftliches Know-how von Erfahreneren zu lernen und mich zu einer Geschäftsperson zu entwickeln“

Aus „Ich habe Angst“ wird —>„Trotz der Angst nehme ich meinen ganzen Mut und mache, was ich mir erträumt habe.“ 

Aus „Ich kann nicht entscheiden“ wird —> „Ich lerne die Tricks einer schnellen Entscheidungsfindung und stärke meine Ressource und meinen Entscheidungsmuskel“. 

 

Aus veränderten Glaubenssätzen werden sich neue Handlungen entwickeln. Alte Samskaras werden durch neue ersetzt.

Verdiene Deinen Wert

Die Yogawelt aus der Perspektive der Anbieter hat sich in den letzten vier Jahren grundlegend verändert. Trotz der immanenten Idee des Yoga, Verlangsamung des Lebens, ist es unmöglich diesen Beruf erfolgreich auszuüben, indem man das Geschäft lahm, zweifelnd und unentschieden angeht. 

 

Es gibt bekanntlich über 100.000 Yogalehrer nur in Deutschland. Die meisten fingen die Yogareise als Selbstentdeckung und -heilung an. Dann entstand der Wunsch, den anderen auf dem Weg zu helfen und Yoga, hauptsächlich Yogastellungen, zu unterrichten. Irgendwann ist man an der Kreuzung: komplett selbstständig oder nebenberuflich den Beruf oder als Hobby ausüben. Genau an der Stelle braucht es guter, strategischer Überlegung und der Hilfe von Menschen, die den Weg gegangen sind. 

 

Zurück zum Jahr 2023. Der Konsum von Yoga ist dezentralisiert geworden. Kunden kaufen live online Kurse, Mitgliedschaften in den digitalen Kursangeboten, konsumieren überwältigende Anzahl an kostenlosen Kursen, Videos und Anleitungen oder bekommen einen gratis Zugang über die betriebliche Gesundheitsförderung. Yogastudios haben zunehmend die Schwierigkeit, neue Mitglieder zu gewinnen und das Geschäft zu erhalten. Auch die Kurse in den Volkshochschulen oder Turngemeinden erfreuen sich nicht mehr so hoher Beliebtheit wie früher.

 

Was kann man hier überhaupt tun? 

Innovativ werden, sehr flexibel im Kopf – deshalb machen wir ja glücklicherweise Yoga – und schnell in der Umsetzung. 

 

An dieser Stelle empfehle ich die folgenden Schritte: 

  1. Bestimmen Sie, ob Yogaberuf nebenberuflich oder hauptberuflich ausgeübt werden soll. Wenn nur nebenberuflich als Kursleiter für andere, dann müssen Sie hier nicht weiter lesen. Andernfalls setzen Sie fort!
  2. Bestimmen Sie den erwünschten jährlichen Umsatz (nicht jenen, den Sie sich trauen, auszusprechen, sondern den Sie sich wünschen und brauchen für Ihre Entfaltung.
  3. Coachen Sie sich zunächst selbst (nicht Freunde oder Familie nehmen)! Das geht einfach über die im Buch „Verdiene, was Du wert bist. Business Coaching für Yogalehrer ohne Studio“ kostenlose Fragebögen zum Selbst-Coaching, die man herunterladen kann.
  4. Finden Sie Ihren Business Coach des Vertrauens, der sich in der Materie und mit der Zielgruppe Yogalehrende gut auskennt und sie schon begleitet hat. Finden Sie gemeinsam Ihren Wert.
  5. Setzen Sie sich die Frist für den Anfang der strategischen Arbeit an Ihrem Projekt mit der Begleitung. Minimal erforderliche Zeit sind drei Monate mit einem wöchentlichen Stundenplan von mindestens 10 Stunden Arbeit an der Selbstständigkeit, ca. zwei Stunden täglich.
  6. Kümmern Sie sich um die Sicherstellung des ersten Gründungskapitals für alle Ausgaben in den ersten 12 Monaten. Selbstverständlich brauchen Sie Kapital auch dann, wenn Sie kein Studio eröffnen. Wer Rendite will, muss investieren!
  7. Fangen Sie nicht mit der Gestaltung einer Webseite und dem Kreieren der Kurse / Angebote, bevor Sie sich scharf positioniert haben, Ihre Kundengruppe umfangreich beschrieben und verstanden haben, insbesondere die Probleme, die Sie für sie und mit ihnen lösen werden.
  8. Denken Sie immer daran, dass Ihre Investments einen hohen Wert für den Kunden haben müssen, damit Sie später eine höhere Wertschöpfung haben. Im Marketing handle ich beispielsweise nach der folgenden Regel: Aus 1 EUR Investment müssen 3 EUR RoI (Return on Investment / Umsatz) zurück kommen.
  9. Nur Sie entscheiden, ob Sie der Star Ihres Yoga-Business werden. Nicht die Krankenkassen, schlechte Kunden, Freunde usw.

Ich veränderte im Laufe meiner Selbstständigkeit mehrfach mein Geschäft, die Produktpalette und die Strategie und passte alles den neuen Markterfordernissen an. Jedes Mal konnte ich „glücklicherweise“ neue Kunden gewinnen und meine Produktdienstleistungen verkaufen. Aber Glück war es nicht! Denn ich habe den Markt beobachtet, in mein Business Know-how investiert, kluge Köpfe zu Rate gezogen, das Ziel nie aus den Augen verloren und mich selbst weiter gepusht / gefördert.

 

 Am besten investierte Geld ist immer – in sich selbst. Wenn Sie in sich investieren, gibt Ihnen das eine unfassbare Energie, das Strahlen und Funkeln in Ihrer Aura, sodass sich die Menschen umdrehen werden, wenn Sie vorbeilaufen. Da stellt sich die Frage der Selbstzuversicht überhaupt nicht mehr. 

 

Wer entscheidet in sich und sein Geschäft gutes Geld zu investieren, hat sich schon im Vorfeld entschieden, es anzupacken und zu schaffen. Versagen und Kleinmut verschwinden ziemlich organisch. Hand aufs Herz: Wenn Sie nicht bereit sind, in sich zu investieren, warum soll es der Kunde tun? 

 

Mögen Sie die Kraft finden, sich selbst zu transformieren und damit den anderen Menschen helfen, diese Transformation in der Gesellschaft weiter zu tragen.

Ihre

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P.S. Schauen Sie unten im Kasten und lösen Sie die Fragen für sich! 

 

Im nächsten Artikel: Warum z. B. Hatha Yoga Kurse nicht in einer Nische sind und wie ist die Perspektive des Kunden auf Sie und Ihre Dienstleistung?

Beantworten Sie für sich folgende Fragen:

  1. Bin ich in der „Next-Shiny-Object-Falle“ geraten?
  2. Leide ich unter Expertitis?
  3. Welche Glaubenssätze (veraltete Samskaras) hindern meine Veränderung?
  4. Welche Entscheidung bzgl. des Yogaberufs möchte ich treffen?
  5. Welche Fehler können mir heute Helfer sein?
  6. Wie sieht die Kundenreise (Customer Journey) meiner Kunden aus?
  7. Was ist jetzt 2023 meine Positionierung?
  8. Habe ich alle Fragen aus den Selbst-Coaching Dokumenten beantwortet?
    Nutzen Sie den Code 1 für die Dokumente zum Selbst-Coaching
Dr. Zrinka

Dr. Zrinka

Expertin für Empowerment des Business und der Soft Skills, die Entwicklung des digitalen Business für Solopreneure und betriebliches Management 4.0.

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